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Ballett am Rhein: „True Crime“ feierte Premiere im Theater Duisburg

Unkonventioneller Ballettabend um Variationen des realen Verbrechens
Von Petra Grünendahl

Andrey Kaydanovskiy „Chalk”: Elisabeth Vincenti, Miquel Martínez Pedro, Orazio Di Bella, Clara Nougué-Cazenave. Foto: Daniel Senzek.
Die Tänzer sind Täter, Opfer, Ermittler. Sie suchen Tatsachen, Wahrheiten. Andrey Kaydanovskiys Choreografie „Chalk“ zeigt drei Tänzerpaare an einem verlassenen Tatort: Lediglich die Kreideumrisse auf dem Boden deuten die Tat an. Ihre verschiedenen Versuche einer Rekonstruktion werfen eher Fragen auf als das sie Antworten geben.
Andrey Kaydanovskiy „Chalk”: Miquel Martínez Pedro, Orazio Di Bella, Clara Nougué-Cazenave, Elisabeth Vincenti. Foto: Daniel Senzek.
In Hege Haagenruds „The Bystanders” übersetzen sieben Tänzer eine bisweilen skurrile Sammlung von Tondokumenten wie 911-Calls (der amerikanische Notruf), Zeugenaussagen oder True-Crime-Tutorials in Tanz und Gesten: Hilferufe verhallen, Zuschauer (bystanders) gucken und kümmern sich nicht. Sie umrunden den Tatort, trauen sich aber nicht, einzugreifen oder zu helfen. Demis Volpis Stück „Non-Fiction Études“ schließlich widmet sich dem Leben des amerikanischen Autors Truman Capote, dessen Tatsachenroman „In Cold Blood“ (1966, dt. „Kaltblütig“) das Genre der „True Crime“-Stories begründete. Auch hier dienen englisch-sprachige Tondokumente als Untermalung der Choreografie. Auszüge aus Sergei Rachmaninows „Études-tableaus“ ergänzen in „Non-Fiction Études“ als instrumentale Begleitung der Tänzer.

 

Andrey Kaydanovskiy „Chalk”: Elisabeth Vincenti, Miquel Martínez Pedro, Clara Nougué-Cazenave, Orazio Di Bella. Foto: Daniel Senzek.
Der Ballettabend „True Crime“ (Wahre Verbrechen) mit Choreografien von Andrey Kaydanovskiy, Hege Haagenrud und Demis Volpi feierte seine Premiere im Theater. Die drei Choreografien sind alle Uraufführungen, die im Dialog der Choreografen miteinander entstanden sind, aber dennoch die individuelle Auseinandersetzung mit der Literaturgattung „True Crime“ darstellen, die reale Kriminalfälle nacherzählen.
Hege Haagenrud „The Bystanders”: Joaquin Angelucci, Imogen Walters. Foto: Daniel Senzek.
Die Choreografen bringen drei unterschiedlich Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion echter Kriminalfälle auf die Bühne. Diese Vielfalt der drei Uraufführungen an einem Abend auf die Bühnen zu bringen, sei eine Herausforderung gewesen, erzählte die Dramaturgin Julia Schinke bei der Einführung im Foyer. Der Ballettabend von ca. 2 ¼ Stunden (inklusive zwei Pausen) ist empfohlen ab 14 Jahren. Man sollte allerdings einigermaßen sattelfeste Englisch-Kenntnisse mitbringen, um die für das Verständnis des Tanzes nicht unerheblichen Sprachpassagen (Tondokumente) verstehen zu können. Eine Tatsache, die gerade im zweiten Stück einigen Zuschauern Probleme bereitete.

 

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Ballettgenuss mit unkonventioneller Begleitung

Hege Haagenrud „The Bystanders”: Imogen Walters, Ensemble Ballett am Rhein. Foto: Daniel Senzek.
Meisterhaft tanzten die Tänzer des Ballett am Rhein auch die schwierigsten Passagen der mitunter sehr anspruchsvollen Choreografien um. Lediglich Demis Volpis „Non-Fiction Études“ wird in Teilen instrumental begleitet: Sergei Rachmaninows „Études-tableaus“ spielt Aleksandr Ivanov am Klavier. Das verbindende Element der Stücke sind Bühnenausstattung, Kostüme und Sound.
Hege Haagenrud „The Bystanders”: Joaquin Angelucci, Marta Andreitsiv, Ensemble Ballett am Rhein. Foto: Daniel Senzek.
Das Sounddesign mit eingebundenen Spraachaufzeichnungen (im zweiten und dritten Stück) hat Christoph Kirschfink zu allen drei Stücken als “Surround Sound” ausgelegt: Mit Ausnahme der Klavierpassagen bei Demis Volpi eine eher unkonventionelle „Begleitmusik“ für Ballett. Für die Bühnenbauten zeichnete Sebastian Hannak verantwortlich, ins rechte Licht gerückt von Christian Kass. Bregje van Balen entwarf die Kostüme, die ganz individuell auf die jeweiligen Choreografien und ihre Charaktere ausgelegt sind und diese eindrucksvoll unterstreichen.

 
Ein kleiner Vorgeschmack:
youtube-link

 

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Demis Volpi „Non-Fiction Études”: Alexandr Ivanov (Klavier), Damián Torío, Courtney Skalnik. Foto: Daniel Senzek.
Weitere Termine im Theater Duisburg:
Sa | 30. März 2024 | 19:30 Uhr und
Mo | 1. April 2024 | 18:30 Uhr.
Weitere Aufführungen gibt es dann am Opernhaus Düsseldorf.

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Deutsche Oper am Rhein

Demis Volpi „Non-Fiction Études”: Lara Delfino, Futaba Ishizaki, Daniele Bonelli, Long Zou, Paula Alves, Alexandr Ivanov (Klavier). Foto: Daniel Senzek.
Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg gGmbH ist eine Theatergemeinschaft der Städte Düsseldorf und Duisburg, die auf eine lange Tradition der Zusammenarbeit zwischen den beiden Großstädten zurückblicken kann. Seit ihrer Gründung 1956 zählt sie zu den bedeutendsten Opernhäusern Deutschlands. Durch ihr hochrangiges Solistenensemble, den Chor sowie die national wie international gefeierte Compagnie Ballett am Rhein hat sie sich zu einer der ersten Adressen für Musiktheater und Tanz in Europa entwickelt. Sie ist in der größten und dichtesten Kulturregion Deutschlands beheimatet. Allein die beiden Städte Düsseldorf und Duisburg zählen zusammen fast 1,1 Millionen Einwohner, aber auch die umliegenden Regionen und eine große Zahl auswärtiger Gäste profitieren vom hochkarätigen künstlerischen Angebot der Deutschen Oper am Rhein.
www.operamrhein.de

 

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Demis Volpi „Non-Fiction Études”: Philip Handschin, Maria Luisa Castillo Yoshida, Samuel López Legaspi, Damián Torío, Lara Delfino, Courtney Skalnik, Norma Magalhães. Foto: Daniel Senzek.
Tickets kosten samstags zwischen 24,00 bis 69,00 Euro. Eintrittskarten gibt es online ebenso wie in der gemeinsamen Theaterkasse von Theater Duisburg und Deutscher Oper am Rhein im ehemaligen Restaurant „Theaterkeller“. Der Eingang befindet sich auf der rechten Seite des Theaters gegenüber vom Duisburger Hof (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr). Karten bestellen kann man auch per Telefon 0203 / 283-62100, Fax 0203 / 283-62210 oder eMail karten@theater-duisburg.de. Die Theaterkasse am Eingang öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man auf den Webseiten der Deutschen Oper am Rhein bei den Buchungen aufgeführt. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in das Stück, seine Entstehung und die Aufführung gibt.

 
© 2024 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Daniel Senzek

 

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