Stadtverwaltung und Wirtschaft in einem Boot:
„Wir müssen vorhandene Potenziale nutzen!“
Von Petra Grünendahl
„Wir waren vor einem Jahr sehr mutig, einen Masterplan Wirtschaft aufstellen zu wollen“, erklärte Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft im Unternehmerverband Duisburg. „Ziel des Masterplanes ist der wirtschaftliche Aufbruch, den Duisburg dringend braucht.“ Rund 16.000 Langzeitarbeitslose, eine Strukturschwäche, zu der auch die hohe Verschuldung der Stadt zählt, sowie ein hoher Anteil Jugendlicher, der die Schule ohne Abschluss verlässt, sind die Lasten: Duisburg bliebe unter seinen Möglichkeiten, so Lison. „Ihnen, Herr Oberbürgermeister, ist es sehr ernst: Vielen Dank!“ Die Initiative von Unternehmerverband und IHK Niederrhein (Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve) zielt darauf, zusammen mit der Stadtverwaltung Ideen zu bündeln mit dem Ziel: Wie bekommen wir mehr Arbeitsplätze in unsere Stadt.
Der Standort bleibt unter seinen Möglichkeiten
„Duisburg hat das Potenzial für eine erfolgreiche Zukunft“, stellte Heinz Lison fest. Hervorragend sei die strategische Lage in Deutschland und Europa. Auch aus dieser guten Lage heraus ergibt sich die Bedeutung des Hafens als Wachstumsmotor in der Stadt, aber auch als Imagefaktor, der Duisburg weltweite Bedeutung verschafft: „Das ist Champions League!“, urteilte Lison. Das dritte Plus sei die Industrie, und hier insbesondere: die mittelständische Industrie. „Wir haben hier mittelständische Unternehmen, die Weltmarktführer sind in ihrem Bereich: hidden champions!“, hob Lison hervor. Einen kleinen Einblick in die Vielfalt gibt die Broschüre „Made in Duisburg“, die im Zuge des Masterplans entstanden ist.
Auch die Universität Duisburg-Essen ist ein wichtiger Baustein, der den Standort Duisburg als möglichen Firmenstandort attraktiv macht. Natürlich sind die Absolventen als Facharbeitskräfte gefragt. Die hier in der Region zu halten, ist nicht nur für die Wirtschaft wichtig. Auch die Forschung kommt Unternehmen vor Ort zugute. Hier bestünde allerdings noch Potenzial: „Wir müssen mehr Verbindungen zum Mittelstand herstellen“, machte der Wirtschaftssprecher klar. Nicht nur die fachliche Forschung ist hierbei von Interesse, sondern auch das an der Uni ansässige Kompetenzzentrum für Innovation und Unternehmensgründung, das die Entwicklung und Umsetzung von Projektideen Geschäftskonzepten aus der Uni heraus befördern soll. Die Stadt will sich hier bemühen, mehr „Gründerimmobilien“ anzubieten. Bisherige Kapazitäten beispielsweise im Tectrum (Technologiezentrum für Duisburg) reichten, so der Oberbürgermeister, schon längst nicht mehr aus. Für Gründer bezahlbar müssten diese Einsteigerstandorte sein – und den Gründern nach der Konsolidierungsphase gute Angebote für eine endgültigen Firmenstandort gemacht werden.
Zu guter Letzt gehören auch die Menschen in Duisburg zu den Pluspunkten, die Unternehmen in unsere Stadt an der Schnittstelle von Rheinland, Niederrhein und Ruhrgebiet locken könnten: Verlässlich und fleißig seien die Menschen hier, betonte Heinz Lison, – und: Integration sei eine Selbstverständlichkeit. Die Internationalität der Stadt, sagte er: „da gibt es unendlich viele positive Beispiele!“ Und gerade das ist ein Pluspunkt, mit dem heutzutage nicht jede Region in Deutschland punkten kann.
Mit seinen Potenzialen sollte Duisburg offensiver umgehen – nach außen wie nach innen, denn auch so mancher Einwohner sieht nicht die vielen positiven Seiten der Stadt, die man dann – in der Region und darüber hinaus – durchaus kommunizieren dürfte. Im nächsten Jahr soll eine Imagekampagne für Duisburg anlaufen, die die Stärken herausstellt. Angedacht sind auch „Stadtrundfahrten“ mit potenziellen Investoren, denen man mögliche Ansiedlungsflächen präsentiert. Der Duisburger Hafen fährt mit einer solchen Strategie seit Jahren schon sehr erfolgreich: Bedeutende Ansiedlungen auf Hafenflächen bestätigen dies.
Wirtschaft schätzt Duisburger Standortqualitäten
Die Zufriedenheit der Unternehmer in Duisburg sei Umfragen zufolge hoch, berichtete IHK-Präsident Landers. Die Standortbedingen gelten als gut, mit Genehmigungsverfahren sind die meisten zufrieden (beim Index „Genehmigungswirklichkeit“ liegt Duisburg im oberen Drittel). Die Unternehmen seien gerne in Duisburg, weiche Standortfaktoren wie beispielsweise Familienfreundlichkeit lägen mittlerweile hoch im Kurs. Oberbürgermeister Link wies darauf hin, dass die Stadt hier frühzeitig ihre Hausaufgaben gemacht habe: „Schon vor den jeweiligen Stichtagen hatten wir die vorgeschriebene Ausbaustufen der Kinderbetreuung verwirklicht.“ Auf Kosten der Stadtkasse übrigens, denn für eine ausreichende Finanzierung haben die Gesetzgeber in Bund und Land nicht gesorgt. Nach wie vor ein Schwachpunkt kommunaler Finanzierung, die Duisburg teuer zu stehen kommt. Und nach solchen Faktoren fragten, so Landers, auch Stellenbewerber, sofern sie Familie haben oder planen: Das ist ein Plus für die Unternehmen bei der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften.
Problematisch für die Wirtschaft sind vor allem zwei Faktoren: die hohe Gewerbesteuer sowie die unzureichende Ausweisung von Industrieflächen. Die Gewerbesteuer ist dabei weniger oder zumindest nicht ausschließlich ein Grund, wenn Unternehmen Duisburg verlassen. Fehlende Flächen für Betriebserweiterung sind es häufiger und dann auch in erster Linie, die zur Umsiedlung in andere Städte der Region bewegen. Ein Verlust für Duisburg, dem gegengesteuert werden sollte, denn Unternehmen in der Stadt halten und neue Unternehmen anzusiedeln (mit der entsprechenden Steigerung von Gewerbesteuererträgen), sollte auch in Zukunft irgendwann die von der Wirtschaft angestrebte Senkung der Hebesätze ermöglichen.
Das ist ein guter Anfang!
Foto: Petra Grünendahl,
© 2016 Petra Grünendahl (Text und Fotos)
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