Für eine freie Rheinschifffahrt:
Europas erstes Freihandelsabkommen
Von Petra Grünendahl
„Es ist das erste Mal, dass die Mannheimer Akte zusammen mit den Ratifikationsurkunden gezeigt wird“, erzählte Katrin Moosbrugger, stellvertretende Generalsekretärin der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR). Vorsichtig und mit Stoffhandschuhen wurden die Akten ausgepackt und in die Vitrinen in der „Dunkelkammer“ gelegt. Mehr als 50 Lux verträgt das historische Papier nicht, will man es für die Nachwelt erhalten. Gehütet wird die Akte bei der ZKR in Straßburg (Frankreich), die als überstaatliche Organisation die Schifffahrt auf dem Rhein regelt. Nur selten wird das historische Papier einer Öffentlichkeit präsentiert. Dieses frühe Freihandelsabkommen im internationalen Warenverkehr schlossen 1868 Baden, Bayern*, Frankreich, Hessen, die Niederlande und Preußen; seit der Neubekanntmachung 1969 ist auch die Schweiz dabei. Es garantiert unter anderem freien Handel, die Freistellung von Abgaben und Zöllen sowie einheitliche Schiffssicherheits- und Schiffsverkehrsvorschriften.
Das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt empfing die Mannheimer Akte am Anlieger des Museums. Überbracht wurden die Unterlagen, die Zwischenstationen in Mannheim und Bonn eingelegt hatten, durch ein Boot der Wasserschutzpolizei. Der wasserdichte und schwimmfähige Koffer gelangte dann vom Anleger im Eisenbahnbassin Ruhrort ins Museum, wo ein abgedunkelter Raum für die Präsentation geschaffen worden war. In den Vitrinen haben Museumsbesucher bis zum 28. April die Möglichkeit, einen Blick auf die Mannheimer Akte sowie die sechs Ratifikationsurkunden aus Baden, Bayern*, Frankreich, Hessen, den Niederlanden und Preußen zu werfen.
Vom freien Handel zum Frieden in Europa
„Duisburg steht wie keine andere Stadt für den freien Warenverkehr“, erklärte Kulturdezernent Thomas Krützberg beim feierlichen Empfang. Demokratische Freiheiten und den freien Warenverkehr lobte Achim Wehrmann, Präsident der ZKR und Leiter der Unterabteilung Schifffahrt im Bundesverkehrsministerium, als Garanten für den Frieden. Der Historiker Prof. Dr. Hiram Kümper (Universität Mannheim) zeigte den „Langen Weg zur freien Rheinschifffahrt“ auf, der in der Mannheimer Akte einen Meilenstein zur heutigen Freizügigkeit in der EU darstellte. Der Rhein, einst eine vollwertige Grenze, verbinde heute Wirtschaft und Kulturen der Völker, so Bruno Georges, Generalsekretär der ZKR, in seinem Grußwort. Die ZKR begrüßte Roberto Spranzi vom Vorstand des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) als frühes Beispiel europäischer Zusammenarbeit und Kompetenzzentrum für die Binnenschifffahrt.
Vom Binnenschifffahrtsmuseum in Duisburg aus wird die Mannheimer Akte zu ihrer nächsten Station nach Rotterdam weitergereicht. Weitere Stationen könnten folgen. Spätestens 2020 wird die Akte in Straßburg zurückerwartet. Dann feiert die ZKR ihr Hundertjähriges in Straßburg: Nach dem Versailler Vertrag war die Organisation 1920 von Mannheim in den Elsass umgezogen.
*) Die linksrheinische Pfalz war nach dem Wiener Kongress 1816 als Rheinkreis an das Königreich Bayern gegangen.
© 2019 Petra Grünendahl (Text und Fotos)
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