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Lektüretipp: Vergessen, verlassen und unheimlich – Lost & Dark Places im Ruhrgebiet

Spannende Orte, die aus ihrer Zeit gefallen sind
Von Petra Grünendahl

Lost & Dark Places im Ruhrgebiet: Blick ins Buch. Foto: Petra Grünendahl.
So „lost“ sind manche dieser Orte gar nicht: Aber vergessen scheinen sie schon, kümmert sich doch schon seit Jahrzehnten niemand mehr um den Erhalt. Ihr Verfall lockt leider nicht nur jene, die die Faszination dieser Orte genießen und sie mit ihrer Kamera einfangen wollen, sondern leider auch Vandalen, die ihre unschönen Spuren hinterlassen. Burgruinen scheinen da von Ruinenschleichern mit mehr Respekt behandelt zu werden als Industrieruinen. Das gilt selbst für Verwaltungsgebäude wie jenes der Kokerei Alma, das von den Zollverein-Architekten Kremmer und Schupp entworfen wurde: Zerstörung und jede Menge Graffiti, die eher in die Kategorie Schmiererei gehört. Sobald Betriebe aufgegeben werden oder Häuser verlassen, nagt ohnehin der Zahn der Zeit. Und solange nicht mutwillig etwas zerstört wird, hat das seinen Reiz: Wie einige Orte beweisen, die sich zum Teil auch die Natur zurück geholt hat. Überbleibsel von Zechen und verschiedenster Industriebetrieben zählen ebenso dazu wie ein altes Fußballstadion, ein aufgegebenes Hotel oder Krankenhaus, Brückenruinen oder sogar ein ehemaliges Bordell. Auch eine Autorennstrecke und eine Pferderennbahn zählen zu den Lost Places. Bei manch einem Gebäude fragt man sich aber schon, warum es nie für eine Nachnutzung instand gesetzt worden ist. Denn ein besonderer Reiz liegt oft schon in der ursprünglichen Bausubstanz und nicht erst im Verfall. Es sind nicht die Geheimtipps in diesem Buch, dafür sind ihre Verortungen zu bekannt. Aber es sind spannende Orte, die oft auch etwas abseits bekannter Ausflugsrouten zu finden sind.

 

Lost & Dark Places im Ruhrgebiet: Blick ins Buch. Foto: Petra Grünendahl.
In seinem neuen Buch „Lost & Dark Places Ruhrgebiet“ führt Karsten-Thilo Raab den Leser durch – so der Untertitel – 33 vergessene, verlassene und unheimliche Orte. Von der im zweiten Weltkrieg gesprengten Rheinbrücke in Wesel und dem ehemaligen St.-Barbara-Hospital in Duisburg-Neumühl im Westen reichen seine Erkundungen bis Hamm in Nordosten und Hagen im Südosten. Es sind durchaus bekannte Spots, denen Raab in seinem Buch einen Raum gibt: GPS-Daten und Anfahrtsbeschreibungen weisen Ortsunkundigen den richtigen Weg. Manche Orte sind sogar öffentlich zugänglich, auch wenn vielen Besuchern ihre Geschichte eher unbekannt sein dürfte. Ziele, die nicht direkt zugänglich waren, hat Raab von außen erkundet und durch Fenster, Zäune oder sogar aus der Luft fotografiert. Links für weitere Recherchen im Vorfeld liefert der Autor übrigens zur Wegbeschreibung gleich mit. Manch ein Ort, den Raab besucht hat, war schon zu der Zeit dem Abriss geweiht und ist möglicherweise bereits Geschichte. Ansonsten hat der Autor noch den einen oder anderen Tipp parat, was man in der Umgebung auf keinen Fall verpassen sollte.

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Charme des Verfalls lockt

Lost & Dark Places im Ruhrgebiet: Blick ins Buch. Foto: Petra Grünendahl.
Natürlich verlocken so genannte Lost Places, die sich selbst überlassen dem Verfall preisgegeben sind, mit ihrem besonderen Charme. Umso mehr sollten Besucher darauf achten, diese Orte mit Respekt zu behandeln und so zu erhalten, wie sie sie vorfinden: Damit auch andere Besucher sich an ihrem Zustand erfreuen können. Zu den Verhaltensregeln für den Besuch von verlassenen Orten zählt Karsten-Thilo Raab etwa auch, nichts zu zerstören, nichts mitzunehmen außer seinen Fotos und seinen Eindrücken – und schließlich nicht mehr zu hinterlassen als seine Fußspuren. Das heißt auch, dass man sich nicht gewaltsam Zugang zu scheinbar verlassenen Orten verschaffen sollte, da man spätestens damit immer noch Rechte von Eigentümern verletzt. Für die eine oder andere Fotostrecke griff Raab deswegen auf eine Drohne zurück, um Eindrücke des Ortes zu vermitteln. Außerdem gibt er Ratschläge, damit man sich selbst bei der Erkundung nicht in unnötige Gefahr bringt. Dazu zählt neben der gebotenen Achtsamkeit die richtige (Schutz-)Ausrüstung und dass man besser nie alleine unterwegs sein sollte.

 

Lost & Dark Places im Ruhrgebiet: Blick ins Buch. Foto: Petra Grünendahl.
Was man der Autor wohl ein wenig nachsehen muss (er ist schließlich nicht vom Fach), ist der fehlerhafte Umgang mit Begriffen rund um Kohle, Eisen und Stahl. Darüber hinaus hat er aber viele interessante Details zu den Orten zusammengetragen, die eine kurzweilige Lektüre aus Geschichtchen und Anekdoten bieten und immer wieder Lust machen, in dem Buch zu blättern und sich festzulesen. Und vielleicht auch selber den einen oder anderen Ort zu besuchen.

 

 
 
Der Autor und das Buch

Lost & Dark Places im Ruhrgebiet: Blick ins Buch. Foto: Petra Grünendahl.
Geboren in Rheinland-Pfalz lebt Karsten-Thilo Raab seit Kindestagen im Ruhrgebiet, das er wie seine Westentasche kennt. Nach dem Anglistik- und Sportstudium sowie der Ausbildung zum Zeitungsredakteur arbeitete Karsten-Thilo Raab für Tages- und Wochenzeitungen und fungierte als Chefredakteur eines Reisemagazins. Seit knapp drei Jahrzehnten ist er als Reisejournalist, -autor und -fotograf für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen tätig. Zudem hat er als Autor bislang mehr als 120 Bücher verfasst bzw. an diesen mitgewirkt. Beim Bruckmann Verlag sind von ihm unter anderem verschiedene Radführer sowie jüngst – in Zusammenarbeit mit Ulrike Katrin Peters – „Herzstücke im Ruhrgebiet“ erschienen.

 

Lost & Dark Places im Ruhrgebiet: Blick ins Buch. Foto: Petra Grünendahl.
Die „Lost & Dark Places Ruhrgebiet“ sind im Münchener Bruckmann Verlag erscheinen und führen auf 160 Seiten mit ca. 200 Abbildungen zu 33 vergessenen, verlassenen und unheimlichen Orten. Das Taschenbuch mit Fadenheftung im Format 16,5 x 23,5 cm enthält im Klappumschlag vorne eine Karte mit einer Verortung der Lost Places. Die überwiegend vier- bis sechsseitige Beschreibungen der einzelnen Locations ergänzen Fotos von Karsten-Thilo Raab. Im lokalen Buchhandel ist das Buch für 22,99 Euro zu haben (ISBN 978-3-7343-2047-7).

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Bruckmann Verlag

Lost & Dark Places im Ruhrgebiet: Blick ins Buch. Foto: Petra Grünendahl.
Unter dem Motto »die Welt entdecken« bietet der Bruckmann Verlag, der 2018 sein 160-jähriges Bestehen feierte, heute mit aktuellen Reisebildbänden und innovativen Reise- und Outdoor-Führern das Rüstzeug für Freizeit- und Urlaubserlebnisse. Neben dem umfangreichen Buchprogramm von Freizeit- und Reiseführern für Wanderer, Radfahrer, Auto- und Motorradfahrer verlegt Bruckmann das Magazin Bergsteiger, das 2020 sein 90-jähriges Bestehen beging und damit als ältestes kommerzielles Bergsteiger-Magazin der Welt gilt. Der Bruckmann Verlag gehört zum Verlagshaus GeraNova Bruckmann in München.
https://verlagshaus24.de/bruckmann/

 
Der Blick ins Buch. Fotos: Petra Grünendahl

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© 2022 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 
 

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