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Deutsche Oper am Rhein begeisterte mit „Orpheus in der Unterwelt“ im Theater Duisburg

Frivoles Fest der Sinnlichkeit
Von Petra Grünendahl

Elena Sancho Pereg (Eurydike), Max Hopp (John Styx), Andrés Sulbarán (Orpheus). Foto: Hans Jörg Michel.
Der Musiklehrer und Geiger Orpheus (Andrés Sulbarán, als „Double“ spielt Siegfried Rivinius die Solo-Violine) hat eine Geliebte. Auch seine Frau Eurydike (Elena Sancho Pereg) langweilt sich mit ihrem Mann und betrügt ihn mit dem Honighändler Aristäus. Natürlich hat hier überall Liebesgott Cupido (Sopran Romana Noack) die Finger im Spiel. Aristäus ist in Wahrheit Pluto (Florian Simson), der Gott der Unterwelt, der Eurydike in die Hölle entführt, wohin sie ihm willig folgt.
Elena Sancho Pereg (Eurydike), Florian Simson (Pluto), Max Hopp (John Styx). Foto: Hans Jörg Michel.
Während Orpheus mit seiner Rolle als Witwer mehr als zufrieden ist, stachelt die Öffentliche Meinung (Susan Maclean) ihn an, Eurydike vom Göttervater Jupiter (Peter Bording) persönlich zurück zu fordern. Auf dem Olymp herrscht Langeweile unter der absolutistischen Herrschaft des Göttervaters, der aber selber keiner Affäre abgeneigt ist. Jupiter will sich selbst ein Bild machen und fährt mit seiner gesamten Familie in die Unterwelt hinab. Dort langweilt sich mittlerweile Eurydike, die nicht die erhoffte Leidenschaft gefunden hat. Bewacht wird sie von Plutos Diener John Styx (Max Hopp). Von Jupiter zur Rede gestellt, streitet Pluto alles ab. Als Fliege verwandelt verschafft sich Jupiter jedoch Zutritt zu Eurydikes Kammer, wo er sie verführt.

 

Susan Maclean (Die Öffentliche Meinung), Andrés Sulbarán (Orpheus), Tanzensemble. Foto: Hans Jörg Michel.
Mit viel Szenenapplaus und mit minutenlangen stehenden Ovationen feierte das Premieren-Publikum im Theater Duisburg völlig zu Recht Jacques Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“. Der in Deutschland geborene und nach Paris ausgewanderte Jakob „Jacques“ Offenbach (1819–1880) gilt als Begründer der modernen Operette als eigenständiges und anerkanntes Genre des Musiktheaters. Der „Orpheus in der Unterwelt“ ist sein erstes abendfüllendes und sein bedeutendstes Werk: Eine Opéra bouffon in zwei Akten und vier Bildern (Mischfassung 1858/1874) zu einem Libretto von Hector Crémieux und Ludovic Halévy. Die Operette stellt nicht nur die antike griechische Mythologie gehörig auf dem Kopf, sondern entblößt die Doppelmoral der damaligen Gesellschaft und macht die ausschweifende Travestie der Akteure salonfähig. Barrie Kosky inszenierte die lustvolle Operette noch eine Spur frivoler und anzüglicher und setzte eigene Akzente in dieser Koproduktion der Deutschen Oper am Rhein mit den Salzburger Festspielen und der Komischen Oper Berlin. Gesungen wurde in französischer Sprache (mit deutschen Übertiteln), die Dialoge „synchronisierte“ John Styx (Max Hopp) in deutscher Sprache. Die ca. dreistündige Operette (inkl. einer Pause) ist empfohlen ab 14 Jahren.

 

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Überzeugendes Ensemble für die große Bühne

Torben Jürgens (Mars), Heidi Elisabeth Meier (Venus), Valerie Eickhoff (Diana), Peter Bording (Jupiter), Katarzyna Kuncio (Juno), (dahinter stehend) Max Hopp (John Styx), Romana Noack (Cupido) und das Tanzensemble. Foto: Hans Jörg Michel.
Beim Höllenfest in der Unterwelt zu Ehren der Gäste vom Olymp setzt Offenbachs fulminanter Höllen-Cancan einen musikalischen Höhepunkt, bevor die Öffentliche Meinung mit Orpheus und Eurydike die Hölle verlassen. Orpheus darf sich nicht nach seiner Frau umsehen, wenn er sie nicht wieder verlieren will. Sie jedoch nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand und entreißt ihm seine Geige, worauf er sich zu ihr umdreht. Sie sagt allen Männern ab und schließt sich dem Gott Bacchus an, um als Bacchantin ihrer neuen Leidenschaft zu frönen.

 

Florian Simson (Pluto), Peter Bording (Jupiter). Foto:© Hans Jörg Michel.
Ein besonderer Gag von Barrie Koskys Inszenierung ist Max Hopp als John Styx, der nicht nur sämtliche gesprochenen Texte synchronisiert, sondern dabei genüsslich eine Geräuschkulisse für die Bewegungen der Akteure imitiert, die für viele Lacher im Publikum sorgte. Bei dieser üppigen Inszenierung waren selbst vermeintliche Rollen in der zweiten Reihe – die anderen Götter des Olymp – mit Stars aus dem Opern-Ensemble besetzt: Mit Heidi Elisabeth Meier (Venus) und Katarzyna Kuncio (Juno) zum Beispiel, aber auch Torben Jürgens (Mars). Alexandra Yangel (Diana) und Joshua Spink (Merkur).

 

Max Hopp (John Styx), Peter Bording (Jupiter), Florian Simson (Pluto). Foto: Hans Jörg Michel.
Die hervorragend aufspielenden Duisburger Philharmoniker glänzten unter der musikalischen Leitung von Adrien Perruchon. In den großen Chorszenen tat sich der Chor der Deutschen Oper am Rhein unter der Leitung von Patrick Francis Chestnut hervor. Für die vielfältigen Tanz-Szenen zu Choreographien von Otto Pichler hatte die Rheinoper ein fantastisches 12-köpfiges Tanzensemble verpflichtet, die richtig Stimmung in die Unterwelt brachten. Das vielseitige Bühnenbild, welches sich im laufenden Spiel veränderte, stammt von Rufus Didiwiszus, genial in Szene gesetzt durch das Beleuchtungskonzept von Franck Evin. Die Kostüme stammen von Victoria Behr.

 

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Ein kleiner Vorgeschmack:

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Weitere Termine im Theater Duisburg:

Romana Noack (Cupido) und Tanzensemble. Foto: Hans Jörg Michel.
Mo | 2. Oktober 2023 | 19:30 Uhr,
Fr | 6. Oktober 2023 | 19:30 Uhr,
So | 8. Oktober 2023 | 15:00 Uhr,
Di | 10. Oktober 2023 | 19:30 Uhr,
Fr | 13. Oktober 2023 | 19:30 Uhr,
Sa | 14. Oktober 2023 | 19:30 Uhr und
Mi | 18. Oktober 2023 | 19:30 Uhr.
Ab dem 26. Oktober ist „Orpheus in der Unterwelt“ wieder im Opernhaus in Düsseldorf zu sehen.

 
Deutsche Oper am Rhein

Elena Sancho Pereg (Eurydike), Peter Bording (Jupiter). Foto: Hans Jörg Michel.
Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg gGmbH ist eine Theatergemeinschaft der Städte Düsseldorf und Duisburg, die auf eine lange Tradition der Zusammenarbeit zwischen den beiden Großstädten zurückblicken kann. Seit ihrer Gründung 1956 zählt sie zu den bedeutendsten Opernhäusern Deutschlands. Durch ihr hochrangiges Solistenensemble, den Chor sowie die national wie international gefeierte Compagnie Ballett am Rhein hat sie sich zu einer der ersten Adressen für Musiktheater und Tanz in Europa entwickelt. Sie ist in der größten und dichtesten Kulturregion Deutschlands beheimatet. Allein die beiden Städte Düsseldorf und Duisburg zählen zusammen fast 1,1 Millionen Einwohner, aber auch die umliegenden Regionen und eine große Zahl auswärtiger Gäste profitieren vom hochkarätigen künstlerischen Angebot der Deutschen Oper am Rhein.
www.operamrhein.de

 

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Tickets kosten zwischen 19,00 und 78,00 Euro. Eintrittskarten gibt es online ebenso wie in der gemeinsamen Theaterkasse von Theater Duisburg und Deutscher Oper am Rhein im ehemaligen Restaurant „Theaterkeller“. Der Eingang befindet sich auf der rechten Seite des Theaters gegenüber vom Duisburger Hof (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr). Karten bestellen kann man auch per Telefon 0203 / 283-62100, Fax 0203 / 283-62210 oder eMail karten@theater-duisburg.de. Die Theaterkasse am Eingang öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man auf den Webseiten der Deutschen Oper am Rhein bei den Buchungen aufgeführt. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in das Stück, seine Entstehung und die Aufführung gibt.

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Hans Jörg Michel

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