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Konjunkturbericht der Ruhr-IHKs zeigt sehr gedämpfte Erwartungen der Wirtschaft

Marode Infrastruktur, hohe Energiekosten, Flächen- und Fachkräftemangel bremsen Unternehmen aus
Von Petra Grünendahl

Bei der Pressekonferenz haben die IHK-Spitzen die aktuelle Konjunktur im Ruhrgebiet vorgestellt. Fotos: Hendrik Grzebatzki / Niederrheinische IHK.
„Die Politik muss dafür sorgen, dass es sich wieder lohnt, hier zu investieren. Sonst verlieren wir noch mehr Unternehmen ans Ausland“, erklärte Werner Schaurte-Küppers, Präsident der der Niederrheinischen IHK und derzeit Sprecher der Ruhr-IHKs. „Die Stimmung in der Ruhr-Wirtschaft war lange nicht mehr so schlecht. Zukunftsprojekte verlieren an Strahlkraft. Der Mittelstand fühlt sich vernachlässigt“, mahnte er vor einem Fortschreiten der Deindustrialisierung.
IHK-Präsident Werner Schaurte-Küppers. Foto: Michael Neuhaus / Niederrheinische IHK.
Rund 60 Prozent der Firmen sehen sich durch das politische Hin und Her belastet. Vor einem Jahr waren es noch 45 Prozent. „Rohstoffe und Energie sind zu teuer. Flächen für Betriebserweiterungen fehlen. Und wer investieren will, hat mit Genehmigungen zu kämpfen“, kritisierte Schaurte-Küppers. Die Betriebe sind sparsamer. Die meisten reparieren oder ersetzen nur den Bestand. „Viele sind vorsichtig geworden und warten ab. Hier müssen Berlin und Düsseldorf verlässliche Perspektiven geben. Aber auch unsere Kommunen können viel tun, damit unsere Unternehmen schneller aus der Rezession kommen“, betonte der IHK-Präsident. Die Aufträge in der Industrie gehen weiter zurück. Die Logistik leidet unter den verschärften Maut- und Abgasregeln, alle Unternehmen unter steigenden Kosten. Auch bei Dienstleistern und im Handel sind die Aussichten trübe: Insbesondere Konsumenten halten angesichts steigender Preise und eigener Unsicherheiten ihr Geld lieber zurück. Insgesamt blickt jedes dritte Unternehmen pessimistisch in die Zukunft.

 

Passend zum Wechsel der Federführung unter den Ruhr-IHKs trafen sich die IHK-Präsidenten und -Hauptgeschäftsführer in Duisburg. Fotos: Hendrik Grzebatzki / Niederrheinische IHK.
Den 112. Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet stellten bei der in diesem Jahr federführenden Niederrheinischen IHK in Duisburg Werner Schaurte-Küppers, Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger und Kerstin Groß, Hauptgeschäftsführerin der IHK Essen, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen vor. Unternehmen beklagen hohe Energie- und Rohstoffkosten, steigende Belastungen durch Steuern und Abgaben, zu viel Bürokratie und kaputte Infrastruktur ebenso wie die schwierige Suche nach Personal.
Dr. Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK. Foto: Michael Neuhaus / Niederrheinische IHK.
Themen seien nicht neu, aber die Lage verschärfe sich, so Schaurte-Küppers. Der Konjunktur-Index ist Anfang 2024 auf 94 gefallen. Bereits das zweite Mal in Folge nach Herbst 2023 haben Unternehmer die aktuelle Lage und ihre Erwartungen für die künftige Entwicklung schlechter eingeschätzt als zuvor. Es ist der zweitniedrigste Stand seit 15 Jahren erreicht. Nur auf dem Höhepunkt der Energiekrise 2022 lag er noch darunter. „Im Mittel haben wir einen Index von 111“, erklärte Stefan Dietzfelbinger über die zwei Mal im Jahr stattfindende Erhebung bei Unternehmen im Ruhrgebiet.

 

 
 
Sechs Punkte für ein starkes Ruhrgebiet

Konjunkturklimaindex. Infografik: Niederrheinische IHK.
Die Umfrage ist laut Ruhr-IHKs ein Hilferuf der Wirtschaft. Die Kammern fordern ein Wachstumspaket von Bund, Land und Kommunen. „Unsere Region ist ein wichtiger und zentraler Ballungsraum in Europa. Wir brauchen deshalb intakte Straßen und Brücken. Wir müssen innovativer und mutiger werden und neue Konzepte testen“, sagte Dr. Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK. Er nennt sechs Forderungen: „Wenn die Kommunen attraktiver werden wollen, müssen sie die Infrastruktur schneller sanieren, Steuern senken, erschlossene Flächen bereithalten und Bürokratie abbauen.“ Von Bund und Land fordern die IHKs „one in, two out“. Für jedes neue Gesetz müssen zwei abgeschafft werden. Außerdem müsse mehr getan werden, um die Energie- und Rohstoffpreise bezahlbar zu halten.

 

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Konjunkturumfrage der IHKs im Ruhrgebiet

Erwartungen nach Wirtschaftsbereichen. Infografik: Niederrheinische IHK.
Die Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet (Ruhr-IHKs) fragen zwei Mal im Jahr (zum Jahresanfang und im Herbst) bei ihren Mitgliedsunternehmen unter anderem danach, wie sie ihre gegenwärtige wirtschaftliche Lage beurteilen, ob sie von Insolvenz bedroht sind und mit welcher Geschäftsentwicklung sie in den kommenden Monaten rechnen. Bei der aktuellen Umfrage hatten sich rund 850 Unternehmen mit fast 165.000 Beschäftigten beteiligt. Auch die Unternehmen im hiesigen IHK-Bezirk haben zum Ruhrlagebericht beigetragen. Zu den Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet zählen neben der Niederrheinischen IHK Duisburg, Wesel, Kleve zu Duisburg die IHK Mittleres Ruhrgebiet Bochum, die IHK zu Dortmund, die IHK für Essen, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen zu Essen, die Südwestfälische IHK zu Hagen und die IHK Nord Westfalen (mit dem Standort Gelsenkirchen für die Emscher-Lippe-Region).

Den 112. Konjunkturbericht der IHKs im Ruhrgebiet findet man hier als pdf zum Download.

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Niederrheinische IHK

Niederrheinische IHK an der Mercatorstraße. Foto: Niederrheinische IHK.
Die Niederrheinische IHK vertritt das Gesamtinteresse von rund 70.000 Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen in Duisburg und den Kreisen Wesel und Kleve. Sie versteht sich als zukunftsorientierter Dienstleister und engagiert sich als Wirtschaftsförderer und Motor im Strukturwandel.
www.ihk.de/niederrhein

 
© 2024 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Hendrik Grzebatzki / Niederrheinische IHK (2), Michael Neuhaus / Niedrrheinische IHK (2), Niederrheinische IHK (1),
Infografiken: Niederrheinische IHK

 

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