Chefchoreograph Schläpfer drückte Tschaikowskys Ballett seinen Stempel auf
Von Petra Grünendahl
Siegfried (Marcos Menha) liebt das Leben und seine Freiheit. Auf seiner Geburtstagsfeier mit Freund Benno (Alexandre Simões) und Leuten aus der Umgebung erinnert ihn seine Mutter (Virginia Segarra Vidal) in Begleitung ihres Zeremonienmeisters (Chidozie Nzerem) an die Brautschau am kommenden Tag: Er soll endlich heiraten, um die Familiendynastie zu sichern. Als er gedankenverloren in den Wald läuft, zieht eine Gruppe von Schwänen an ihm vorbei. Magisch angezogen folgt er ihnen: Odette (Marlúcia do Amaral) lebt mit ihren Freundinnen unter dem Fluch der Schwiegermutter (Young Soon Hue). Nur die Liebe kann sie retten. Siegfried verliebt sich in sie, wird aber mit Odile (Camille Andriot), einer Chimäre getäuscht – und er verrät Odette. Das Märchen endet tragisch, aber gerade das macht den Stoff so spannend als ein hochemotionales und intensives Tanztheater, welches von der ungeheuer physischen Choreographie lebt: Martin Schläpfer hat Märchen-Ballett „Schwanensee“ mit seiner eigenen Tanzsprache und den modernen Tänzertypen seiner Kompanie neu interpretiert. Und er hat dem Werk von Peter Tschaikowsky damit seinen eigenen Stempel aufgedrückt: In Weiß und in Schwarz, im Wechselspiel von Gut und Böse.
Für seinem Ballettabend b.36 hatte sich Martin Schläpfer, Chefchoreograph und künstlerischer Leiter des Ballett am Rhein, den Ballett-Klassiker „Schwanensee“ für eine neue Choreographie vorgenommen. Die Komposition von Peter Tschaikowsky (Pjotr Iljitsch Tschaikowski, 1840 – 1993) gehört zum Repertoire klassischer Ballettkompanien und wurde 1877 im Moskauer Bolschoi-Theater uraufgeführt. Die Partitur von Tschaikowskys „op.20“ ist nie original übernommen worden, die Geschichte immer auch neuen Deutungen unterworfen worden. Schläpfer nahm sich das Wladimir P. Begitschew und Wassili F. Geltzer zugeschriebene Original-Libretto (1877) vor, um seinen Tänzern seine Interpretation des Stoffes auf den Leib zu schreiben. Seine Choreographie, die in der letzten Spielzeit in Düsseldorf ihre Uraufführung erlebte, hat nicht viel mit der traditionellen Choreographie von Marius Pepita und Lev Ivanov von 1895 gemein. Aber gerade das ausdruckstarke Physische – in Verbindung mit der herausragenden Umsetzung durch die Tänzer des Ballett am Rhein – machte die Vorstellung so sehenswert. Den gut dreistündigen hervorragenden Ballettabend (vier Akte mit einer Pause) belohnten die Zuschauer im ausverkauften Theater Duisburg mit Szenenapplaus und mit minutenlangen stehenden Ovationen zum Finale.
Herausragende Akteure
Ganz hervorragende Tänzer begleiteten fantastisch aufspielende Duisburger Philharmoniker unter der Leitung von Kapellmeister Aziz Shokhakimov. Siegfried Rivinius (Solo-Violine), Friedemann Pardall (Solo-Violoncello) und Verena Plettner (Harfe) setzten zusätzliche musikalische Akzente. Schläpfers Setting ist nicht der prächtige Königshof, wie man ihn aus früheren Schwanensee-Inszenierungen kennt. Vielmehr spielt seine Märchenhandlung in dem weniger aufwändigen Ambiente des Landadels mit seinem überschaubaren Rahmen. Die für die unterschiedlichen Settings der Handlung wandlungsfähige Bühne hat ebenso wie die Kostüme Florian Etti entworfen. Für das Lichtdesign, welches die Bühne so wirkungsvoll in Szene setzt, zeichnet Stefan Bolliger verantwortlich.
Ein kleiner Vorgeschmack:
https://www.youtube.com/watch?v=K8TDzZmXztQ
Weitere Termine im Theater Duisburg:
Fr | 5. Oktober 2018 | 19:30 Uhr,
So | 7. Oktober 2018 | 18:30 Uhr,
Fr | 19. Oktober 2018 | 19:30 Uhr,
Sa | 27. Oktober 2018 | 19:30 Uhr,
So | 4. November 2018 | 15 Uhr,
Fe | 21. Dezember 2018 | 19:30 Uhr,
Sa | 22. Dezember 2018 | 19:30 Uhr,
Mi | 26. Dezember 2018 | 18:30 Uhr und
Di | 8. Januar 2019 | 19:30 Uhr.
Danach geht das Stück für zwei (bereits ausverkaufte) Vorstelllungen zurück an das Opernhaus Düsseldorf.
Eintrittskarten gibt es in der gemeinsamen Theaterkasse von Theater Duisburg und Deutscher Oper am Rhein im ehemaligen Restaurant „Theaterkeller“. Der Eingang befindet sich auf der rechten Seite des Theaters gegenüber vom Duisburger Hof (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr). Karten bestellen kann man auch per Telefon 0203 / 283-62100, Fax 0203 / 283-62210 oder eMail karten@theater-duisburg.de. Die Theaterkasse am Eingang öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in die Oper, ihre Handlung und ihre Entstehung gibt. Tickets kosten zwischen 17 und 67 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man auf den Webseiten der Deutschen Oper am Rhein bei den Buchungen aufgeführt.
© 2018 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Gert Weigelt, Köln / Deutsche Oper am Rhein
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