„Keine Lex-Laga, aber wir hoffen auf weitere Lockerungen“Von Petra Grünendahl
„Durch die weitläufige Architektur des Geländes lassen sich Abstandsregelungen problemlos einhalten“, freute sich Martin Notthoff, Geschäftsführer der Landesgartenschau Kamp-Lintfort 2020 GmbH und Kämmerer der Stadt Kamp-Lintfort. Damit falle die Landesgartenschau (Laga) wie Parks, Zoos oder botanische Gärten in eine Kategorie, für die die nordrhein-westfälische Landesregierung die Öffnung unter Auflagen wieder gestattet. „Die Landesgartenschau ist eine Leistungsschau der Garten- und Landschaftsbaubetriebe und wird als solche in den nächsten Tagen vollständig zur Verfügung stehen“, erklärte Bürgermeister Christoph Landscheidt, Aufsichtsratsvorsitzender der Laga GmbH. Als die Eröffnung verschoben wurde, hatten manche Aussteller wegen der Ungewissheit ihre Arbeiten ans Muster- und Themengärten unterbrochen. Fertig war jedoch schon längst der Zechenpark auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Zeche Friedrich Heinrich (1912–2012, zuletzt Bergwerk West) und die Klostergärten des Kloster Kamp (Kamper Gartenreich). Die Parkflächen hatten die Berliner Landschaftsarchitekten bbz entworfen. Das Zechengelände hatte nach Stilllegung des Bergwerks West Ende 2012 brach gelegen. Zahlreiche Nutzbauten waren für die Herrichtung des Areals abgerissen worden, um hier Platz für einen Stadtpark und Wohnbebauung zu schaffen. Der Förderturm und das Stahlgerüst wurden saniert und bleiben als Zeugen der früheren Nutzung erhalten.
Gestern konnte die Landesgartenschau Kamp-Lintfort 2020 endlich für die Besucher öffnen: Unter strikter Berücksichtigung der Erlasslage. Ob die auf den 15. Mai verschobene Eröffnungsfeier noch stattfinden darf, ist eher fraglich: Das hängt davon ab, dass das Land NRW weitere Lockerungen der Restriktionen beschließt, die die Corona-Pandemie eindämmen sollen. Großveranstaltungen sind aktuell auf dem Gelände nicht möglich, kleinere Events schon. Der Streichelzoo jedoch ist jetzt schon, der Spielplatz ab morgen freigegeben. Die Gastronomie bleibt den Besuchern noch verschlossen, allerdings gibt es ein gastronomisches „To-Go“-Angebot, Sitzgelegenheiten zum Verzehr sind in ausreichendem Abstand im Park vorhanden. Auch der Aussichtsturm ist noch nicht geöffnet: „Obwohl der Aufzug sehr schnell ist, passen mit Abstandsregeln nur zwei Leute hinein“, so Landscheidt. Hier müsse man noch abwarten. Die Mustergärten und Ausstellungspavillons sind offen. Pavillons und Blumenhalle unterliegen aber Besucherbeschränkungen. Auch für die Gesamtveranstaltung gibt Obergrenzen, wie viele Menschen sich gleichzeitig auf dem Gelände aufhalten dürfen: 5.000 Besucher sind es im Zechenpark, weitere 2.500 im Kamper Gartenreich am Kloster Kamp, das über einen öffentlichen Wandelweg vom Zechenpark aus zu Fuß zu erreichen ist.
Landesgartenschau erst mal ohne Großveranstaltungen
„Eine Verlegung der Landesgartenschau ins kommende Jahr hätte einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet“, erklärte Bürgermeister Landscheidt. Diese Option sei sorgfältig geprüft worden: Die Laga findet in NRW nur alle drei Jahre statt, die nächste 2023. Verluste durch die Corona-Einschränkungen in diesem Jahr kann er noch nicht beziffern. Ursprünglich hatte man mal mit ca. 560.000 Besuchern gerechnet, aber diese Rechnung ist jetzt hinfällig: „Busreisen sind aktuell nicht möglich, so dass uns hier die Besucher von weiter weg fehlen“, so Landscheidt. Allerdings, so gab er zu bedenken, könnten mehr Besucher aus der weiteren Region kommen: „Urlaubsreisen sind ja nicht möglich, aber Tagstouren in die Umgebung schon.“ Das nötige bevölkerungsreiche Umland ist ja gegeben (und Informationen gibt es sogar in niederländischer Sprache). Und wer bis zum 11. Oktober mehrfach vorbeischauen will, für den lohnt sich sicher auch noch eine Dauerkarte (Erwachsene 100 Euro, es gibt Ermäßigungen und Familienkarten).
Bis zum 11. Oktober wird die Landesgartenschau 2020 geöffnet sein. Die Kassen sind täglich vom 9 bis 19 Uhr besetzt, verweilen kann man auf dem Gelände bis zum Einbruch der Dunkelheit (maximal 21 Uhr). Im Kassen-/Eingangsbereich ist ein Mund-Nasen-Schutz erwünscht, weil sich hier Leute schon mal etwas näher kommen können. Tageskarten gibt es für 18,50 Euro für Erwachsene (ermäßigt 14 Euro, Kinder 2 Euro, Gruppen ab 15 Personen 16,50 Euro pro Person). Die Turmfahrt kostet extra (5 Euro). Die Pendelbahn zur Haltestelle am Zechenpark nimmt ab dem übernächsten Wochenende ihren Betrieb auf, außerdem gibt es Shuttlebusse (hier gelten jeweils die Bedingungen des ÖPNV, will heißen: Mund-Nase-Schutz ist Pflicht). Parkplätze stehen auf einem großen Areal neben dem Laga-Gelände an der Friedrich-Heinrich-Allee kostenlos zur Verfügung. Dort wird nach der Landesgartenschau ebenso wie auf den Ausstellerflächen Wohnbebauung direkt am Park entstehen. Der Zechenpark wird als Stadtpark dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Der Laga-Flyer als pdf zum Download.
Mehr Informationen gibt es hier: https://www.kamp-lintfort2020.de/
Die aktuellen Regeln:
„Wir hoffen auf weitere Lockerungen, es gibt aber keine Lex-Laga“, so Christoph Landscheidt. „Die Kernbestandteile einer jeden Gartenschau, wie die Gärten, Blumen und die Pflanzungen, sind auch in Zeiten von Corona erlebbar“, so Heinrich Sperling, zweiter Geschäftsführer der Laga GmbH. Die wesentlichen Beweggründe für einen Besuch seien Anregungen und Ideen für den eigenen Garten oder Balkon zu bekommen und einen schönen Tag mit der Familie oder dem Partner zu verbringen.
Impressionen von einer Exklusiv-Tour über das Landesgartenschau-Gelände. Fotos: Petra Grünendahl.
Besucher müssen sich an die folgenden Regeln halten, damit die Landesgartenschau Kamp-Lintfort 2020 geöffnet bleiben kann und es nicht zu weiteren Einschränkungen oder gar zur Schließung der Landesgartenschau kommt. Gäste werden freundlich und bestimmt durch Service- und Ordnerkräfte auf diese Regeln hingewiesen:
- Überall im Park gilt ein Abstandsgebot von mindestens 1,5 Metern (Besucher können alleine, zu zweit oder mit Mitgliedern des eigenen Haushalts spazieren gehen oder Sport treiben).
- In geschlossenen Räumen / Pavillons darf sich pro 10 Quadratmeter max. ein Gast aufhalten; in der Blumenhalle sind es max. 50 Gäste.
- Bei Erholungspausen auf Wiesen und Freiflächen gilt ein Mindestabstand von 5 Metern zu anderen Laga-Besuchern.
- In allen geschlossenen Räumen / Pavillons, in der Blumenhalle, an den Pagoden des Gärtnermarkts und im Shuttlebus ist das Tragen eines Mund-/Nasen-Schutzes Pflicht.
- Die Gastronomie bleibt geschlossen. Es gibt ein gastronomisches „To-Go“-Angebot. Die Speisen und Getränke dürfen außerhalb des 50-Meter-Umkreises zur Ausgabestelle auf dem Laga-Gelände verzehrt werden.
- Abgesperrte Bereiche dürfen nicht betreten werden, Wegemarkierungen und Einbahnstraßenregelungen (z. B. im KALISTO, der Blumenhalle oder dem Areal der Hausgartenbeispiele) müssen befolgt werden.
Unsere erste Erkundung des Zechenparks …
© 2020 Petra Grünendahl (Text und Fotos)
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