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Deutsche Oper am Rhein: Puccinis „Madama Butterfly“ begeisterte bei der Premiere im Theater Duisburg

Eine Japanische Tragödie im
Zusammenprall unterschiedlicher Kulturen
Von Petra Grünendahl

Eduardo Aladrén (Pinkerton), Liana Aleksanyan (Cio-Cio-San), Chor. Foto: Hans Jörg Michel.
Eduardo Aladrén (Pinkerton), Liana Aleksanyan (Cio-Cio-San), Chor. Foto: Hans Jörg Michel.
Der amerikanische Leutnant Benjamin Franklin Pinkerton (Eduardo Aladrén) schließt mit Goro (Florian Simson), einem Makler und Heiratsvermittler, einen Vertrag, der ihm ein Haus und eine japanische Braut, das Geisha-Mädchen Cio-Cio-San (Liana Aleksanyan), für 999 Jahre zusichert. Diesen Vertrag kann er nach japanischem Recht jederzeit annullieren. Für ihn ist das Arrangement nur für die Dauer seiner Stationierung, das 15-jährige Mädchen hingegen glaubt an eine Verbindung nach amerikanischem Recht – also auf Dauer. Als er nach Amerika zurückkehrt, lässt er sie mit ihrer Dienerin Suzuki (Maria Kataeva) in dem Haus zurück. Obwohl am Ende des ersten Aktes buchstäblich ihre Welt zusammen bricht, glaubt sie fest an seine Rückkehr. Nachdem sie von ihrer Familie verstoßen worden ist, entehrt, weil sie von ihrem Mann verlassen und mit dem Kind des Amerikaners (Sarah Bock) zurück geblieben ist, ist diese Hoffnung alles, was sie aufrecht hält: Ihre Hoffnung und das Kind als Zeichen der Zusammengehörigkeit.

Liana Aleksanyan (Cio-Cio-San). Foto: Hans Jörg Michel.
Liana Aleksanyan (Cio-Cio-San). Foto: Hans Jörg Michel.
Ihre Premiere feierte im Theater Duisburg nicht die Urfassung von Giacomo Puccinis (1858-1924) Oper „Madama Butterfly“ (als Zweiakter 1904 in der Mailänder Scala uraufgeführt), sondern die wenig später in Brescia uraufgeführte dreiaktige Fassung. Zu seiner Tragödie in drei Akten inspirierte Puccini das gleichnamige Theaterstück von David Belasco, welches wiederum auf der Erzählung von John Luther Long sowie dem Roman „Madama Chrysanthème“ von Pierre Loti basiert. Für den Operntext (Libretto) zeichnen Giuseppe Giacosa und Luigi Illica verantwortlich. Die Geschichte der „Madama Butterfly“ geht wohl auf einen historischen Fall in Nagasaki zurück, wo die Oper auch spielt, allerdings sind viele ähnliche Fälle in Japan belegt. Auch wenn die Handlung einen Zusammenprall der westlichen (amerikanischen) Kultur mit der japanischen darstellt, ist sie durch und durch eine „italienische“ Oper ihrer Zeit: Allerdings nicht als Werk, welches dem damals gängigen „Japanismus“ in der Kultur nachlief. Vielmehr arbeitete Puccini hier massive Kritik am amerikanischen Kulturimperialismus ein. Mit seinen drei Stunden (inkl. eine Pause) hat der Opernabend Überlänge. Gesungen wird in italienischer Sprache, deutsche Übertitel erleichtern das Verständnis der Handlung.

In Ehren sterben

Stefan Heidemann (Konsul Sharpless), Eduardo Aladrén (Pinkerton). Foto: Hans Jörg Michel.
Stefan Heidemann (Konsul Sharpless), Eduardo Aladrén (Pinkerton). Foto: Hans Jörg Michel.
Der amerikanische Konsul Sharples (Stefan Heidemann) hatte Pinkerton vor dieser Eheschließung gewarnt: Das naive Mädchen könne an eine Beziehung auf Dauer glauben, wo der Offizier nur Spaß für seine Zeit in Japan suchte. Das von Familie und Gesellschaft isolierte Mädchen glaubt immer noch an ihre amerikanische Ehe, als Sharpless versucht, ihr zu erklären, dass Pinkerton nicht ihretwegen zurück komme. Sie will nichts davon wissen, präsentiert ihr gemeinsames Kind als Symbol ihrer ehelichen Bindung. Vom Konsul erfährt der Ex-Marineleutnant bei seiner Rückkehr nach Japan von seinem Sohn. Den Jungen wollen er und seine Frau Kate (Maria Boiko) nach Amerika mitnehmen. Pinkerton will Cio-Cio-San eigentlich nicht sehen, aber das ist ihre Bedingung, ihm und seiner Frau das Kind zu geben. Vor seinen Augen nimmt sie sich mit dem Dolch ihres Vaters das Leben.

Fantastische Inszenierung stimmungsvoll umgesetzt

Liana Aleksanyan (Cio-Cio-San). Foto: Hans Jörg Michel.
Liana Aleksanyan (Cio-Cio-San). Foto: Hans Jörg Michel.
Gesanglich wie schauspielerisch überzeugten die Sängerinnen und Sänger. Die hervorragend aufgelegten Duisburger Philharmoniker meisterten Puccinis Komposition unter der musikalischen Leitung von Aziz Shokhakimov. Die Inszenierung von Joan Anton Rechi ist eine Koproduktion mit dem Festival Castell de Peralada. Das Bühnenbild gestaltete Alfons Flores, ins rechte Licht gerückt von Volker Weinhart, die Kostüme Merce Paloma. Ensemble- und Gastsänger unterstützte der Chor der Deutschen Oper am Rhein unter der Leitung von Christoph Kurig. Die brillante Aufführung erhielt zu Recht minutenlangen Schlussapplaus mit stehenden Ovationen in einem ausverkauften Theater.

Ein kleiner Vorgeschmack:

Weitere Termine im Theater Duisburg:
Mi | 8. Februar 2017 | 19:30 Uhr,
Sa | 11. Februar 2017 | 19:30 Uhr,
So | 19. Februar 2017 | 15:00 Uhr,
Sa | 25. Februar 2017 | 19:30 Uhr,
Mi | 1. März 2017 | 19:30 Uhr,
So | 5. März 2017 | 18:30 Uhr,
Do | 9. März 2017 | 19:30 Uhr,
Sa | 6. Mai 2017 | 19:30 Uhr,
Fr | 26. Mai 2017 | 19:30 Uhr und
Sa | 3. Juni 2017 | 19:30 Uhr.

Liana Aleksanyan (Cio-Cio-San), Damen des Chores. Foto: Hans Jörg Michel.
Liana Aleksanyan (Cio-Cio-San), Damen des Chores. Foto: Hans Jörg Michel.
Eintrittskarten gibt es in der gemeinsamen Theaterkasse von Theater Duisburg und Deutscher Oper am Rhein im ehemaligen Restaurant „Theaterkeller“. Der Eingang befindet sich auf der rechten Seite des Theaters gegenüber vom Duisburger Hof (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr). Karten bestellen kann man auch per Telefon 0203 / 283-62100, Fax 0203 / 283-62210 oder eMail karten@theater-duisburg.de. Die Theaterkasse am Eingang öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in die Oper, ihre Handlung und ihre Entstehung gibt. Tickets kosten wegen Überlänge zwischen 20,30 und 70,30 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man auf den Webseiten der Deutschen Oper am Rhein bei den Buchungen aufgeführt.

© 2017 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Hans Jörg Michel, Mannheim / Deutsche Oper am Rhein

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