Fahrradmechaniker prüfen Schülerfahrräder:
Nur Armleuchter fahren ohne LichtVon Petra Grünendahl
„Wie oft kriegen wir von Autofahrern zu hören: Ich habe den Radfahrer nicht gesehen“, erzählte Polizeihauptkommissar (PHK) Jörg Woytena von der Verkehrunfall-Prävention der Polizei Duisburg. Rund 30 Jahre habe er als Streifenpolizist Unfälle aufgenommen: Die Klagen blieben die gleichen. Und „nicht gesehen“ bedeutet nur allzu häufig: Dunkle Kleidung und weder funktionierende Beleuchtung noch Reflektoren am Fahrrad, die sämtlich heutzutage laut Straßenverkehrs-zulassungsordnung (StVZO) Pflicht sind. Dort, wo Eltern oder Erwachsene überhaupt eher mit schlechtem Beispiel voran gehen, will die Stadt Duisburg bei den Kindern gegensteuern: Mit einem Lichtcheck beim Fahrrad für Schüler der Klassen 5 bis 7. Denn: „Es ist schon erschreckend, wie Eltern ihre Kinder mit Fahrrädern auf die Straße schicken“, klagte Peter Steinbicker, Fahrradbeauftragter der Stadt.
In Zusammenarbeit mit der Polizei Duisburg, der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte NRW (AGFS), dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) und der Radstation Duisburg lädt die Stadt jedes Jahr zum Herbstbeginn alle Schulen in Duisburg zur Aktion „Sehen und gesehen werden: Nur Armleuchter fahren ohne Licht“ ein. Die Aktion findet bereits seit fünf Jahren statt. In diesem Jahr dabei sind die beiden Rheinhauser Schule auf dem Flutweg: die Heinrich-Heine-Gesamtschule und die Europaschule Krupp-Gymnasium, welches zum vierten Mal dabei war. Resonanz und Begeisterung bei Lehrern und Schülern habe sich über die Jahre gehalten, erzählte die stellvertretende Schulleiterin Benedikte Herrmann.
Krupp-Gymnaniasten zeigten Fahrräder in Top-Zustand
„In diesem Jahr sind viele Fahrräder topp in Schuss“, lobte Peter Steinbicker. „Bislang gab es erst einen fehlenden Reflektor“, so der Duisburger Fahrradbeauftragte. Erst gestern sei ihr der Frontscheinwerfer mit dem Rundreflektor abgebrochen, erzählte Paula. Als Ersatz hatte die Fünftklässlerin immerhin provisorisch eine Leuchte an die Lenkerstange montiert, was Steinbicker gerade noch durchgehen ließ – mit dem guten Rat, die kaputte Leuchte schnellstmöglich zu ersetzen. Der Fahrradlichtcheck, den die Zweiradmechaniker der Fahrradstation für die Räder der Schüler durchführen, soll die technischen Mängel an den Rädern aufzeigen. In einer Checkliste halten Wolfgang Voßkamp (ADFC), Yvonne Heynk und Roland van der Heijden (beide Fahrradstation) die Mängel fest, die nicht sofort bei der Untersuchung behoben werden können. Oft sind es Kleinigkeiten, beispielsweise ein falsch sitzender Dynamo oder ein loses Kabel, die die notwendige Beleuchtung des Rades verhindern.
„Eltern wollen ihre Kinder am liebsten bis vor die Klassenzimmertür mit dem Auto bringen“, brachte der Polizeibeamte das Problem „Helikopter-Eltern auf den Punkt. Eltern klagten über Raser vor Schulen und Kindergärten: Wen sie in den Tempo-30-Zonen aber überwiegend bei solchen Geschwindigkeitsübertretungen erwischten, seien am frühen Morgen die Eltern der Kinder, verriet der Verkehrssicherheitsbeamte. Da sind Kinder gefährdet, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen und nicht deutlich für andere wahrnehmbar sind.
Zum einem gab es den kostenlosen Lichtcheck fürs Fahrrad, bei dem auch Kleinigkeiten gleich mit dem passenden Werkzeug behoben wurden, außerdem gab PHK Woytena den Kindern Tipps für die richtige Kleidung, die das Licht reflektieren und die sie als Fahrradfahrer für die anderen Verkehrsteilnehmer sichtbar machen. Denn neben „sehen“ ist „gesehen werden“ gerade in der dunklen Jahreszeit ein ganz zentrales Sicherheitselement. Außerdem verteilten die beteiligten Organisationen neben kleinen Reflektoren und Gummi-Enten Flyer und Broschüren mit Tipps und Wissen rund um sicheren Fahrradverkehr, die sich auch so manche Eltern mal durchlesen sollten. Denn wo Eltern Bescheid wüssten, wären die Kinder mit verkehrssicheren Fahrrädern und auch insgesamt sicherer im Straßenverkehr unterwegs, so Peter Steinbicker.
Siehe hierzu auch den Kommentar: „Kinder haben ein Problem – nicht nur mit dem Fahrradfahren“.
© 2017 Petra Grünendahl (Text und Fotos)
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