Perspektivwechsel erschließen neue Dimension
Von Petra Grünendahl
Den Zugang zur Ausstellung bilden neue Werke von Christoph M. Gais (*1951). Hier stechen besondere die „Hinterglasmalereien“ hervor, deren mehrschichtiger Aufbau den Betrachter ins Bild mit seinen verschiedenen Ebenen eintauchen lässt. Inspiriert von römischen Kirchen sind die fast deckenhohen Installationen von Masken-Bildern in unterschiedlichen Formaten, die in der großen Halle ihre besondere Wirkung entfalten: Die beiden Bilderserien mit dem Titel „The Chapel“ sind in den Jahren 2019/20 sowie 2021/22 entstanden. Je weiter der Besucher in die Ausstellung hinein geht, verfolgt er das Schaffen des Künstlers bis hinein in seine früheren Jahre. Manche seiner Bilder wirken fast plastisch. Andere ändern ihre Plastizität mit einem Wechsel des Blickwinkels und bieten spannende Perspektiven der Betrachtung, die mit der Fotokamera kaum einzufangen sind. Mit „Bilderwelten von 1990 bis heute” ist Christoph M. Gais erstmals seit gut dreißig Jahren wieder in einer eigenen Ausstellung in Deutschland zu sehen.
Christoph M. Gais’ „Bilderwelten von 1990 bis heute“ stellten Museumsdirektor Walter Smerling, Kay Heymer (Kurator des MKM) und Thomas Huber (Kurator der Ausstellung und selber Künstler) zusammen mit dem Matler im Pressegespräch vor. Das MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst zeigt eine Werkübersicht mit etwa 80 Arbeiten aus den Jahren seit 1990 von einem Maler, der auch mehrfach in der Sammlung Ströher vertreten ist. Seine Bilder bewegen sich zwischen Abstraktion und einer Art Plastizität. „Eine Fortführung des Informel“, erklärte Kurator Thomas Huber. Informelle (oder auch formlose) Kunst fasste als Stilrichtung und künstlerische Haltung im Nachkriegs-Deutschland in den 1950er-Jahren Fuß. Die Ausstellung wurde gestern Abend eröffnet.
Der Künstler
Christoph M. Gais wurde 1951 in Stuttgart geboren. Nach dem Abitur studierte er zunächst Kunstgeschichte und Empirische Kulturwissenschaften an der Universität Tübingen. Dem schloss sich ein Studium der Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und dann an der Hochschule der Künste in Berlin an. 1991 ging er nach Italien, wo er dann sesshaft wurde. Er lebt und arbeitet seit 1994 in Orvieto, Italien, und in Berlin, wo er bis heute eine Wohnung mit Atelier hat.
https://www.christophmgais.com
Zur Ausstellung wird ein Katalog erscheinen mit Texten von Kurator Thomas Huber und einem Interview von Walter Smerling mit Christoph M. Gais. Da dieser Katalog auch Installationsaufnahmen aus dem MKM enthält, wird er erst im Laufe der Ausstellung verfügbar sein. Aktuell werden zwei frühere Veröffentlichungen des Künstlers angeboten: Christoph M. Gais, Galerie Nothelfer, Berlin 2012, und Christoph M. Gais, Drawing, Sculpture, Fattoria Cappellone, Orvieto 2019.
Impressionen aus der Ausstellung. Fotos: Petra Grünendahl
Museum Küppersmühle:
Duisburger haben donnerstags freien Eintritt
Die Bilderwelten von Christoph M Gais sind in den Wechselausstellungsräumen im Erdgeschoss des Altbaus bis zum 26. November 2023 zu sehen. Das Museum Küppersmühle findet man im Innenhafen am Philosophenweg 55 (Haupteingang, der Parkplatz befindet sich auf der anderen Straßenseite). Mittwochs ist das Museum von 14 bis 18 Uhr geöffnet, donnerstags bis sonntags sowie feiertags von 11 bis 18 Uhr. Montags und dienstags ist Ruhetag. Der Eintritt kostet nur für die Wechselausstellungen 6 Euro (ermäßigt 3 Euro), für das gesamte Haus (inkl. Wechselausstellung) 12 Euro (ermäßigt 6 Euro). Familien (2 Erwachsene plus Kinder) zahlen 18 Euro für das ganze Haus, 10 Euro für Wechselausstellungen. Kinder bis 16 Jahren haben freien Eintritt. Kindergruppen (Schule, Kita, Kinderfreizeit) zahlen 2 Euro pro Kind und Betreuer. Donnerstags haben alle Duisburger (gegen Vorlage des Personalausweises) freien Eintritt. Das MKM ist Partner der Ruhrkultur.Card. Alle Ausstellungsräume des Museums sind auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität zugänglich.
Offene Führungen durch die Sammlung sowie durch laufende Ausstellungen gibt es jeden Sonntag um 15 Uhr, aber auch nach Vereinbarung. Durch die Wechselausstellung gibt es mittwochs zwischen 15 und 16 Uhr die Führung „KunstMittwoch“. Beide Führungen sind im Eintritt enthalten. Zu den Ausstellungen bietet das MKM zudem immer wieder Themenführungen, Künstlergespräche oder Sonderformate an. Informationen zu Führungen und dem Begleitprogramm zu Ausstellungen gibt es unter www.museum-kueppersmuehle.de). Hier findet man zu Corona-Maßnahmen.
Das Museum Küppersmühle als Kunstwerk um die Moderne Kunst
Das Museum Küppersmühle für Moderne Kunst wurde im Jahre 1999 in einem ehemaligen Getreidespeicher im Innenhafen eröffnet. Er wurde nach Plänen der Basler Architekten Herzog & de Meuron zum Museum umgebaut. Initiator des Museumsprojekts war der Duisburger Kunstsammler Hans Grothe (1930–2019). Grothes Sammlung umfasste über 800 Werke von mehr als 40 deutschen Künstlern. Seit der Übernahme seiner Sammlung durch das Darmstädter Sammlerpaar Sylvia und Ulrich Ströher 2004/2005 stieg die Anzahl der Ausstellungsstücke und der vertretenen Künstler noch erheblich an. Insgesamt handelt es sich um eine der wichtigsten und umfangreichsten Sammlungen deutscher Kunst seit 1945. Zur Präsentation der ständigen Sammlung kommen immer wieder Wechselausstellungen hinzu. Seit 2008 war ein Erweiterungsbau geplant: Zunächst als ein „Schuhkarton“ auf den Silotürmen, der 2011 wegen Baumängeln scheiterte. Bei einem neuen Anlauf beauftragten die Ströhers 2014 das Architektenbüro Herzog & de Meuron erneut mit der Planung (Baubeginn war 2016): Der Erweiterungsbau wurde im September 2021 eröffnet. Seitdem sind im MKM in 42 Räumen auf gut 5.000 Quadratmetern etwas 320 Werke als Highlights aus der Sammlung Ströher in der Dauerausstellung zu sehen. Die Sammlung ist um ein mehrfaches größer: Schließlich sammelt das Darmstädter Ehepaar ja schon seit Mitte der 1980er-Jahre – und immer noch weiter. Der Fokus liegt auf Malerei, aber auch Skulptur, Installation und Fotografie sind vertreten. Die Sammlung umfasst zentrale Positionen der Kunstentwicklung in Deutschland, von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis in die Gegenwart.
Das MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst als Standort der Sammlung Grothe wird seit seiner Gründung von der Stiftung für Kunst und Kultur e. V. Bonn betrieben. Die Stiftung konzipiert und organisiert die Ausstellungen und betreut die umfangreiche Sammlung, die heute dem Kunstsammler-Ehepaar Ströher aus Darmstadt gehört, im MKM. Direktor ist seit 1999 Walter Smerling.
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl
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