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Zeitzeugenbörse Duisburg e. V.: Streifzüge durch „Laar, Beeck, Beeckerwerth in historischen Fotografien“

Von der Dörflichkeit erster Zechensiedlungen hin zur Industrie-Großstadt
Von Petra Grünendahl

Beeckerwerth: „Haus Knipp“, 1292 erstmals urkundlich erwähnt und hier in einer Ansicht um 1930, musste 1939 einer Deicherhöhung weichen. Bildquelle: Reinhold Stausberg/ Sutton Verlag.
August Thyssen kaufte Anfang des 20. Jahrhunderts den Großteil des Grundeigentums Beeckerwerth auf, der Ortsname bedeutet so viel wie „Beecker Insel“. Haus Knipp, 1292 erstmals urkundlich erwähnt und eines der fünf Gebäude, die damals auf Karten des Areals verzeichnet waren, musste 1939 einer Rheindeicherhöhung weichen. Ab 1894 zogen fünf Ziegeleien Arbeiter und ihre Familien nach Beeckerwerth, ab 1916 war es die Zeche. Die Kohleförderung in der Beeckerwerther Zeche wurde 1963 stillgelegt, ebenso wie früher oder später die Zechen in Laar und Beeck. Lediglich Thyssens Stahlwerk ist noch in Betrieb.
Das „Restaurant zum Schützenhaus“ am Ortseingang von Beeck: Blick von Laar aus in die Kaierstraße (heute Friedrich-Ebert-Straße). Bildquelle: Heinz Pischke/ Sutton Verlag.
Wichtig für die Geschichte von Beeck ist der 947 erstmals erwähnte Oberhof. In Beeck haben sich die Beecker Kirmes (seit 1549) und die König Brauerei (seit 1858) bis heute gehalten. Laar wurde erstmals 1280 urkundlich erwähnt. In Laar ist das Hütten- und Stahlwerk der Aktiengesellschaft Phoenix Vergangenheit. Das Werk war 1926 mit den Rheinischen Stahlwerken zur Vereinigte Stahlwerke AG Hütte Ruhrort-Meiderich zusammengelegt worden. 1973 übernahm die August-Thyssen-Hütte AG die Mehrheit. Was noch an Betriebsteilen und Anlagen von Phoenix steht, gehört entweder thyssenkrupp – wie zum Beispiel das Kraftwerk „Hermann Wenzel“ – oder Arcelor-Mittal.

Der Laarer Dom an der Kaierstraße (heute Friedrich-Ebert-Straße) auf einer Ansichtskarte, die 1910 verschickt wurde. Bildquelle: Reinhold Stausberg/ Sutton Verlag.
In ihrem neuen Buch „Laar, Beeck, Beeckerwerth in historischen Fotografien“ haben die Autoren der Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. den größten Raum dem Kapitel mit den Stadtteilansichten gewidmet. Das ist nur zu verständlich, geht der Spaziergang in die Vergangenheit doch durch drei Stadtteile, die bis zur Eingemeindung nach Ruhrort 1904 alle ab 1886 der Bürgermeister Beeck angehörten. Am Donnerstag, 19. Oktober 2017, um 19 Uhr stellt Harald Molder das Buch im „Deichtreff“ der Bürgervereinigung Laar an der Deichstraße 55 vor.

Die Kaierstraße (heute Friedrich-Ebert-Straße) in Beeck: rechts das Bürgermeisteramt an der Ecke Windmühlenstraße, links das Postamt. Davor zweigte die Poststraße ab (heute Pothmannstraße). Bildquelle: Reinhold Stausberg/ Sutton Verlag.
Die Industrie zog Menschen an, so dass Siedlungen entstanden und wuchsen, mit ihnen kamen weiteres Gewerbe, Gastronomie kamen. Weitere Einrichtungen wie Schulen, Kirchen, Krankenhäuser folgten und schließlich Vereine und Vereinigungen zur Freizeitgestaltung wie Sport-, Karnevals- oder Schützenvereine. Die Bilder spiegeln diese Entwicklung. Manches ist immer noch nachvollziehbar, auch wenn viele Ansichten längst aus dem Ortbild verschwunden sind.

Bewährtes Konzept

Der Duisburger Architekt Leo Winkel fertigte im August 1916 den ersten Bebauungsplan für eine Wohnsiedlung in Beeckerwerth: Blick in die Siebengebirgsstraße 1924, im Hintergrund die neu gebaute Katholische Kirche. Bildquelle: Reinhold Stausberg/ Sutton Verlag.
Das Team um Harald Molder hat die bewährte Gliederung in acht Kapitel beibehalten, die außer den Stadtteilansichten die Kapitel Firmen & Geschäfte, Gaststätten & Cafes, Kirchen & Schule, Rheinrede Industrie & Zechen, Einrichtungen & Institutionen, Menschen Vereine & Vereinigungen sowie Ereignisse & Begebenheiten für alles, was nicht anderweitig einzuordnen war, umfasst. Aus Hunderten von Bildern wählten sie rund 160 zumeist bislang unveröffentlichte Ansichten aus, zu denen sie recherchierten und teils auch aus eigenem Kenntnis- und Erfahrungsschatz berichten konnten. Eine Kurzchronik rundet mit den wichtigsten Stationen der Entwicklung zwischen 695 (!) und 1990 die Ausführungen ab.

Zum Entdecken und Erinnern

Titelbild: Sutton Verlag.
Das Buch „Laar, Beeck, Beeckerwerth in historischen Fotografien“ publiziert – wie alle Werke der Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. – der Erfurter Sutton Verlag, Deutschlands führender Verlag für Regionalgeschichte. Auf 126 Seiten findet der Leser rund 160 bis dato unveröffentlichten Aufnahmen und Postkarten aus privaten Sammlungen. Hochinformative Texte ordnen die Bilder ein und beschreiben die Ansichten und ihre Entwicklung bis heute. Die historischen Aufnahmen und Postkarten reichen von 1864 bis in die 1960er-Jahre. Die Abbildungen stammen aus den Sammlungen von Mitgliedern der Zeitzeugenbörse Duisburg wie Reinhold Stausberg und Harald Molder bzw. dem Studio der Heimat, welches die Zeitzeugenbörse größtenteils übernehmen konnte. Des weiteren stammen Bilder aus den Archiven von Vereinen wie der St. Ewaldi Schützenbruderschaft, der KG Rot-Gold Laar oder der Bürgervereinigung Laar, von Firmen und Institutionen sowie aus privaten Sammlungen. Neben Erzählungen der Bildgeber und von Zeitzeugen trugen die Autoren auch aus Archiven vielfältige Informationen zu den Texten bei. Das reich bebilderte Buch mit Hardcover-Einband ist im Sutton Verlag in der Reihe „Sutton Heimat“ erschienen und kostet 20 Euro. Zu beziehen ist es über den lokalen Buchhandel (ISBN 978-3-95400-791-2).

Zeitzeugenbörse Duisburg e. V.
Die Zeitzeugenbörse Duisburg wurde von Harald Molder ins Leben gerufen. Molder beschäftigt sich seit 1975 mit der Stadtgeschichtsforschung. Unter seinem Vorsitz ist die Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. 2007 ins Vereinsregister der Stadt eingetragen worden. Seither vernetzen sich engagierte Heimatforscher, um Duisburger Stadtgeschichte auch in Ausstellungen, Vorträgen und Büchern erlebbar zu machen.

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Sutton Verlag, Erfurt
Sutton ist der führende Verlag für Regionalgeschichte und -literatur im deutschsprachigen Raum, vom historischen Bildband bis zum Freizeitführer. Den zweiten Schwerpunkt des 1997 gegründeten Verlages bildet die Verkehrs- und Technikgeschichte. Außerdem bietet Sutton Krimi unter dem Motto „mordsmäßig spannend“ seit 2011 Regionalkrimis der unterschiedliches Genres. Seit Anfang 2014 gehört Sutton zum Verlagshaus GeraNova Bruckmann in München.

Zur vollständigen Liste der bisherigen Publikationen der Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. im Sutton Verlag geht es hier im Menüpunkt „Bücher“.

© 2017 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. / Sutton Verlag

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