In Netzwerken die Region stärken
Von Petra Grünendahl
„Unser Niederrhein punktet mit seiner zentralen Lage in Europa, mit guten Verkehrsanbindungen und mit einem dichten Netz von international ausgerichteten, exzellenten Hochschulen“, zählte IHK-Präsident Burkhard Landers auf. Die Unternehmer der Region übernähmen Verantwortung für die Ausbildungen junger Menschen ebenso wie für die Integration zugewanderter Menschen. Der Masterplan „Wirtschaft für Duisburg“ und der Gründung der Metropolregion Rheinland böten Möglichkeiten, den Wirtschaftsraum voran zu bringen. Der Niederrhein mache sich mit vereinten Kräften auf in die Zukunft, so der IHK-Präsident. Aber: Veränderungen nähmen an Geschwindigkeit auf, darauf müsse man reagieren, Geschäftsmodelle anpassen oder gar völlig neu gestalten.
Zum traditionellen Neujahrsempfang der Niederrheinischen IHK Duisburg Wesel Kleve in der Mercatorhalle forderte Burkhard Landers mit dem Anspruch #GemeinsamFürDenNiederrhein auf, angesichts von tiefgreifenden Veränderungen mit den Stärken der Region – „Stark, innovativ, bunt und vielfältig“ – die Herausforderungen der Zukunft anzugehen. Die rund 800 geladenen Vertreter von Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Gesellschaft aus Duisburg und der Region mahnte Landers nicht nur, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam anzupacken. Angesichts der Herausforderungen der Digitalisierung machte er auch die Baustellen klar, auf denen Handeln erforderlich ist, um die Region zukunftsfähig aufzustellen.
„Veränderungen sind keine Bedrohung!“
„Den strukturellen Wandel hat der ganze Niederrhein in wesentlichen Eckpunkten gut bewältigt“, so Landers. Auf den Erfolgen könne man sich aber nicht ausruhen. Die Region könne den Wandel als Chance nutzen, wenn an den entscheidenden Stellen die Weichen richtig gestellt würden. Als Voraussetzungen, die wirtschaftlichen Veränderungen zu meistern, nannte Landers die Versorgung mit schnellen Datenleitungen in Duisburg, aber auch am weniger dicht besiedelten Niederrhein. Wichtig sei, Menschen mitzunehmen und für zukünftige Herausforderungen zu befähigen und insbesondere Schülern digitales Wissen mitzugeben. „Digitale Kompetenz kommt in den Lehrplänen zu wenig vor – und das entspricht nicht der Lebenswirklichkeit.“
Das System der dualen Ausbildung verlange auch nach Berufsschulen, die baulich und technisch auf den neuesten Stand gebracht werden ebenso wie motivierten und begeisternden Lehrern. Landers mahnte aber auch die Unternehmer, ihr Engagement weiter auszubauen und mehr Lehrstellen anzubieten. Nachholbedarf sieht Landers in der Förderung von Selbstständigkeit und Unternehmensgründungen, aber auch – hier sind Duisburg und die Region besonders geplagt – in der Sicherung von Mobilität und der dazugehörigen Infrastruktur: Zu lange sei gerade diese vernachlässigt worden. Kein größeres Infrastrukturprojekt sei in weniger als zehn Jahren zu realisieren: „Wir müssen unser Planungsrecht für Ersatz- und Reparaturinvestitionen vereinfachen, beschleunigen und entbürokratisieren.“ Regionale Stärken zu vernetzen heiße, voneinander und miteinander zu lernen. Regionale Netzwerke und Netzwerk-Initiativen trügen Stärken nach außen und förderten Wirtschaftswachstum hier vor Ort. Der anstehende Strukturwandel werde aber auch Härten produzieren, so Länders. „Schicksale, die wir nicht ignorieren dürfen. Diesem Menschen müssen wir neue Perspektiven aufzeigen“, warnte er.
Künstliche Intelligenz im ganzheitlichen Ansatz
Als Gastredner hatte die Niederrheinsche IHK den „Vater der Künstlichen Intelligenz“, Prof. Dr. Jürgen Schmidhuber eingeladen, dem Publikum dieses eher komplexe Thema anschaulich näher zu bringen. Unter dem Thema „Künstliche Intelligenz ändert alles“ stellte Schmidhuber dar, welchen Anteil Künstliche Intelligenz (KI) am wirtschaftlichen Fortschritt hat – und das in immer stärkeren Maß. Deutschland und Zentraleuropa seien hier führend – und das schon sehr lange: „Der Deutsche Ernst Dickmanns war in den 1980er-Jahren bei Mercedes Pionier in der Entwicklung von autonomen Fahrzeugen.“ Fortschritte in der KI-Forschung seien exponential: Sie führten immer schneller zu immer leistungsfähigeren Systemen, wie der Professor der Universität Lugano und Leiter des renommierten schweizer Forschungsinstituts IDSIA*) erzählte. Dieser wissenschaftliche Fortschritt sei eine Herausforderung auch für die Wirtschaft, schloss der IHK-Präsident, bevor es zum informellen Teil des Abends überging.
*) Istituto Dalle Molle di Studi sull’Intelligenza Artificiale (www.idsia.ch)
© 2018 Petra Grünendahl (Text und Fotos)
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