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Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers stellte Bergbau-Kalender 2024 vor

Erinnerungen an längst verschwundene
Ansichten vom Bergbau am Niederrhein

Von Petra Grünendahl

Der Kalender: Glückauf 2024 – Bergbau am Niederrhein. Foto: Petra Grünendahl.
Zwölf Motive von Bergwerks-Standorten der Zechen Rheinpreußen, Friedrich Heinrich (Bergwerk West), Diergardt-Mevissen (Rheinhausen), Niederberg und Rossenray zeigen Ansichten, die in ihrer Gesamtheit verschwunden sind. Lediglich einzelne Bauwerke auf der einen oder anderen Fotografie sind noch heute zu finden, wenn man die ehemaligen Bergbau-Standorte besucht. Die Bilder zeigen Ansichten zwischen 1914 und 1979.
Zeche Rheinpreußen mit den Schächten I und II in Homberg: Bis auf den Malakowturm rechts im Bild steht heute von diesen Anlagen nichts mehr. Quelle: GMGV.
Als letzte Zeche schloss am Niederrhein das Bergwerk West in Kamp-Lintfort 2012 und beendete damit 155 Jahre Bergbaugeschichte in der Region (Teufbeginn auf Rheinpreußen I in Homberg 1857). Die Fotos stammen aus der Sammlung von André Thissen, Leiter des Arbeitskreises Schacht IV. Er hat 1981 seine Ausbildung auf der Zeche Rheinpreußen Schacht IX in Moers-Utfort begonnen und wechselte von dort nach der Stilllegung 1990 nach Friedrich Heinrich, welches er 2012/13 mit stilllegen durfte. Ein nicht unerheblicher Teil seiner Sammlung stammt von Dieter Thiel aus Moers, der ihm 2018 seine Bergbau- und Industriefotografien sowie alte Stadtansichten vermacht hatte. Diese ergänzten die eigene Sammlung, die Thissen seitdem erweitert hat: Die unwiederbringlichen Ansichten machen zusammen mit seinem fundierten Wissen über die Bergbau-Geschichte am Niederrhein den Reiz des Kalenders aus.

 

Stellten den Bergbau-Kalender im Fördermaschinenhaus von Schacht IV vor (v. l.): Wilfried Scholten, André Thissen, Yurdakul Cantimür und Frank Heinrich. Foto: Petra Grünendahl.
Mit dem Bergbau-Kalender „Glückauf 2024 Bergbau am Niederrhein“ stellte der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers e. V. (GMGV) nach einer Erstauflage für 2022 seinen zweiten Bergbau-Kalender vor. Bereits im Mai habe er mit der Auswahl und Vertextung der Bilder begonnen, erzählte Thissen, der mit dem stv. Vorsitzenden Dr. Wilfried Scholten, Schatzmeister Frank Heinrich und Yurdakul Cantimür, einem der beiden Übersetzer, den in dieser Form einzigartigen Kalender vorstellte.
Bergwerk Diergardt Schacht I in Rheinhausen: Dort sind heute das Gewerbegebiet und das EKZ Asterlagen. Vom Schacht selber ist nur noch ein Schachtdeckel übrig, der für Unkundige nicht unbedingt zu erkennen ist. Quelle: GMGV.
Die Auswahl der Fotos, die deutschen Texte und die Gestaltung übernimmt André Thissen ehrenamtlich. Die türkischen Übersetzungen haben für diesen Kalender Yurdakul Cantimür und der zertifizierte Dolmetscher Yilmaz Tirpan, die beide selber mal im Bergbau tätig waren, ebenfalls ehrenamtlich erstellt. Cantimür fing 1965 seine Lehre auf Diergardt in Rheinhausen an und ging 1998 vom Bergwerk Walsum in die Anpassung. Das garantiert die korrekte Übersetzung der Fachbegriffe: „Türkisch-sprachige Käufer des Kalenders merken, wenn dort etwas nicht stimmt“, so Cantimür. Denn natürlich hat die ehemalige Bergbau-Stadt bis heute eine größere türkisch-sprachige Gemeinschaft, die dieses Extra zu schätzen weiß.

 

 
 
Ehrenamtliches Engagement ermöglicht einzigartigen Kalender

Bergwerk Wilhelmine Mevissen Schacht I in Rheinhausen im heutigen Gewerbegebiet Oestrum: Hier findet sich nur noch ein Schild, aber man muss schon kundig sein, um es zu erkennen. Quelle: GMGV.
Erschienen ist der Kalender im Format 30 x 42 Zentimeter bereits zur Extraschicht: „Die Buchhandlungen fragen bei uns schon immer im Juni nach unseren Kalendern“, erzählte Frank Heinrich, Schatzmeister des GMGV. Die Druckkosten übernimmt der Verein. Die bescheidenen Erlöse finanzieren Arbeiten am Industriedenkmal und den Ausbau des Bergbaumuseums, welche ehemalige Bergleute hier ehrenamtlich leisten.

 

Das Titelbild des Bergbau-Kalenders 2024 zeigt Schacht IV der Zeche Rheinpreußen in Moers. Quelle: GMGV.
Den Kalender „Bergbau am Niederrhein 2024“ gibt es für 9,95 Euro bei der Touristeninformation und verschiedenen Buchhandlungen in Moers, außerdem bei Annes Buch + Papiershop (Moerser Str. 236 / Hochheider Markt, Telefon 02066 / 417962) und Meister Druck Reinhild Johnen (Augustastr. 32, Telefon 02066 / 8076) in Homberg sowie bis Ende Oktober (Saisonende, Öffnungszeiten siehe unten) am Industriedenkmal Rheinpreußen Schacht IV, das immer einen Besuch wert ist.

 

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Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers e. V.

Fördergerüst und Fördermaschinenhaus von Schacht IV. Foto: Petra Grünendahl.
Der Museums- und Geschichtsverein in Moers (GMGV) möchte die Geschichte und Kultur der Grafschaft Moers schützen und erhalten – und das seit 1904. In diesem Jahr gründete Dr. Hermann Boschheidgen den „Verein für Heimatkunde“. Seitdem werden vom Verein, der heute „Grafschafter Museums- und Geschichtsverein“ heißt, Gegenstände aus dem Alltag und dem Leben der Moerser Bevölkerung zusammengetragen und im Moerser Schloss ausgestellt. Dadurch soll gemeinsam mit der Stadt Moers interessierten Bürgern die Geschichte der Grafschaft und des Altkreises Moers nahe gebracht werden. Den kulturellen und historischen Wert des Schlossparks stärker bewusst zu machen und zu erhalten ist ebenfalls ein Ziel der Arbeit des GMGV. Der heutige Vorsitzende, Peter Boschheidgen, ist ein Enkel des Vereinsgründers.

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Als weiterer Schwerpunkt der Vereinstätigkeit kam später die Geschichte des Bergbaus mit dem Nutzungsrecht für das „Industriedenkmal Rheinpreußen Schacht IV“ hinzu, mit der Verpflichtung, das Maschinenhaus von 1906 zu erhalten. Der Bergwerks-Standort war 1962 stillgelegt worden. Unter dem langjährigen Vereinsvorsitzenden Andreas Eichholtz übernahm der GMGV Ende der 1990er-Jahre als Bauherr mit finanzieller Unterstützung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, des Landes NRW und der Nordrhein-Westfalen-Stiftung die Renovierung. Das Denkmal und die restaurierte Technik kann im alten Maschinenhaus besichtigt werden. Ehrenamtlich tätige ehemalige Bergleute erklären die Fördertechnik und führen durch die Sammlung. Geöffnet ist Bergbaumuseum an der Zechenstraße 50 in Moers-Hochstraß von Mai bis Ende Oktober jeden Sonntag von 13 bis 16 Uhr. Gruppenführungen sind auch außerhalb der Öffnungszeiten nach Vereinbarung möglich. Kontakt unter Telefon 02841 / 889108 (mittwochs 9 bis 12 Uhr) oder per Mail an schacht4(at)gmgv-moers.de.
www.gmgv-moers.de

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl (3), André Thissen / GMGV (Kalenderfotos)

 
 

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